The Subways
Der Gemütszustand von Billy Lunn ist dieser Tage eine kleine Wissenschaft für sich. „Ich bin verdammt erschöpft, aber gleichzeitig auch unheimlich glücklich“, grinst der Sänger der britischen Band The Subways zufrieden. „Es ist eine Art beflügelnde Erschöpfung. Wir haben in den letzten zwölf Monaten unfassbar hart gearbeitet, aber wenn ich jetzt auf die Bühne gehe, platze ich fast vor Energie und strahle über das ganze Gesicht.“ Grund dafür ist das mittlerweile vierte, selbstbetitelte Album von The Subways – laut Lunn eine absolute Do-It-Yourself Angelegenheit. „Wir haben dieses Mal alles selbst gemacht“, sagt er. „Niemand hat uns reingeredet, ich habe die Songs selbst aufgenommen, produziert und gemischt. Und wir sind verdammt stolz auf das Ergebnis. Es fühlt sich an wie zu Beginn unserer Karriere, als wir in der Küche unserer Eltern die ersten Demos aufgenommen haben.“
Zehn Jahre ist das mittlerweile her. Lunn, sein Bruder Josh Morgan und Bassistin Charlotte Cooper waren noch Teenager, als die drei 2005 ihr Debütalbum „Young For Eternity“ veröffentlichten. Der von Butch Vig produzierte Nachfolger „All Or Nothing“ war drei Jahre später von einem deutlich härteren Sound geprägt – kein Wunder, waren die Songs doch in einer Zeit entstanden, in der Lunn sich mehreren Stimmband-OPs unterziehen musste und außerdem die Liebesbeziehung zwischen ihm und Cooper zu Ende ging. Im Herbst 2011 folgte dann das dritte Subways-Album „Money And Celebrity“, das von Stephen Street aufgenommen wurde und überraschend eingängig daher kam.
Und weil Lunn, Morgan und Cooper eben schon immer für Veränderung standen und Neues probieren wollten, haben sie sich nun auch für „The Subways“ etwas Besonderes ausgedacht: Wer das Album digital bei iTunes und Amazon vorbestellt, bekommt die ersten sechs Songs sofort per Download. „Eine Vinyl-Platte hat ja auch eine A- und eine B-Seite, und so ist es eben nun auch bei unserem Album. Nur, dass es ein kleines bisschen länger dauert, die Platte umzudrehen“, so Lunn. „Die Musikindustrie entwickelt sich ständig weiter, deshalb ist es einfach wichtig, immer wieder neue Ideen und Konzepte zu entwickeln. Außerdem fühlt es sich an, als wäre es schon ewig her, dass wir unser letztes Album veröffentlicht haben. Indem wir die ersten Songs schon zugänglich machten, wollten wir uns bei den Fans für’s Warten bedanken.“
Das Warten hat sich zweifellos gelohnt, denn „The Subways“ macht verdammt viel Spaß. Da sind eingängige Rock-Nummern wie „Good Times“ oder „My Heart Is Pumping To A Brand New Beat“, die mit einem fetten Sound und einer Menge Energie daher kommen, aber auch von Grunge beeinflusste Stücke wie „I’m In Love And It’s Burning In My Soul“ oder ruhige Balladen wie das von einer Klavier-Melodie getragene „Because Of You (Negative Love)“. „Im Grunde greifen wir alles auf, was wir auf unseren bisherigen Alben schon gemacht haben, gehen aber jeweils noch einen Schritt weiter“, so Lunn. „Da uns bei den Aufnahmen wie gesagt niemand dazwischen gefunkt hat, waren wir noch mutiger. Poppige Nummern wurden noch poppiger, und rockige noch härter. Dieses Album ist die Essenz von The Subways.“
Auch textlich, denn Lunn nimmt kein Blatt vor den Mund und setzt sich in Stücken wie „My Heart Is Pumping To A Brand New Beat“ oder „I’m In Love And It’s Burning In My Soul“ offen und ehrlich mit seinem zwischendurch außer Kontrolle geratenen Alkoholkonsum auseinander. „Im Januar diesen Jahres habe ich beschlossen, gar keinen Alkohol mehr zu trinken, weil es einfach zu viel Mist in meinem Leben verursacht hat“, sagt er. „In der Zeit habe ich viel geschrieben und einige Songs sollen eine Art Entschuldigung dafür sein, wie ich mich zum Teil verhalten habe.“ Die dritte Single „Taking All The Blame“ derweil ist ein Appell an mehr Mitgefühl. „Wie oft geben wir anderen die Schuld?“, fragt Lunn. „Sobald man sich etwas mehr in seine Mitmenschen hineinversetzt, merkt man, dass jeder von uns seine Probleme und Dämonen hat. Ich finde der Welt täte es gut, wenn wir alle etwas einfühlsamer wären.“ „The Subways“ enthält aber durchaus auch unbeschwerte Momente. „Dirty Muddy Paws“ zum Beispiel. Für den Titel ist Lunns Hündin Daisy verantwortlich, die eines Tages völlig vermatscht ins Haus kam. „Ich rief ‚oh nein Daisy, schau dir deine dreckigen, matschigen Pfoten an’, lacht Lunn, „und sobald ich das gesagt hatte, reichte meine Frau mir die Gitarre. Wir wussten beide, dass daraus ein Song werden musste.“
Zum Comichaften Artwork des Albums gibt es übrigens auch noch eine spannende Geschichte: Für die Gestaltung der Album-Kampagne taten The Subways sich nämlich mit Zash One, einer Grafikdesignerin aus Budapest zusammen. Gemeinsam mit der Band dachte sie sich eine Comic-Geschichte aus, welche die Veröffentlichung des Albums begleiten wird. Darin wird das Trio zu Superhelden – und irgendwie sind sie das ja auch. Während ihrer zehn Jahre langen Karriere haben Lunn, Morgan und Cooper schon viele befreundete Bands kommen und gehen sehen. The Subways allerdings haben nicht nur die Zeit überstanden, sondern eben auch eine bandinterne Trennung und gesundheitliche Probleme.
„Ein Leben ohne The Subways kann ich mir einfach nicht vorstellen. Vielleicht gönnen wir uns zwischendurch irgendwann mal eine kleine Pause, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass wir uns niemals auflösen werden“, so Lunn.